Kay Rieck: Ein altes Sprichwort besagt, dass etwas, das gro? und ?nderungsresistent ist, schwerer zu steuern ist als ein ?ltanker. Dieses Bild kann man sich leicht vorstellen: Ein ?ltanker ist ein riesiges Schiff, und wenn er sich bewegt, hat er eine betr?chtliche Eigendynamik. Als solches ist er niemals leicht zu steuern. Noch schwerer zu steuern als ein ?ltanker sind starrk?pfige Freunde und Familienmitglieder, bisher erfolgreiche Abteilungen in einem Unternehmen, die sich gegen neue Strategien str?uben, und in manchen F?llen sogar ganze Gesch?ftsbereiche.
In der Redewendung „schwieriger zu wenden als ein ?ltanker“ stecken zwei Ironien. Die erste ist, dass verbesserte Technologien ?ltanker in den letzten drei?ig Jahren deutlich man?vrierf?higer gemacht haben. Die meisten von uns haben eine Servolenkung in ihren Autos, also kann man wohl davon ausgehen, dass moderne ?ltanker eine nautische Entsprechung haben. Ebenso haben Satellitennavigationssysteme die Planung von Kurs?nderungen auf der Grundlage umfassender Risikodaten erleichtert und den Bedarf an kurzfristigen, kniffligen Kurskorrekturen verringert. ?ltanker werden nie wendige Schiffe sein, aber sie sind besser als noch vor einer Generation.
Die zweite Ironie ist, dass sich der ?lsektor als einer der resistentesten gegen Ver?nderungen in der Weltwirtschaft erwiesen hat. Das verarbeitende Gewerbe und die Lebensmittelbranche proklamieren den Wert, den ihre Just-in-Time-Lieferketten geschaffen haben, der Finanzdienstleistungssektor hat von T+1, Straight-Through-Processing (STP) und einer Unzahl anderer branchenweiter, globaler Initiativen profitiert.
Die ?l- und Gasindustrie macht weiter, was sie macht. Es gibt Verbesserungen und Effizienzsteigerungen auf der Ebene einzelner Unternehmen, aber im Gro?en und Ganzen l?uft das Gesch?ft so weiter, wie es das letzte halbe Jahrhundert getan hat.
Es gibt mehrere Gr?nde f?r den Widerstand der ?lindustrie gegen Ver?nderungen, aber um die Dinge einfach zu halten, k?nnen sie auf vier Fakten reduziert werden: Die ?lindustrie ist zu gro?, zu komplex, zu reaktiv und zu erfolgreich, um sich anzupassen.
Zu gro?
Es geht nicht darum, dass die ?lindustrie an und f?r sich zu gro? ist. Sie ist genau so gro?, wie sie sein muss, um die Weltwirtschaft in Bewegung zu halten (unter nicht-Covid-19 Umst?nden). Das Problem ist, dass sie zu gro? ist, um sich schnell zu ver?ndern. Man sagt, dass allein der ?l- und Gasbohrsektor etwa 4 % der weltweiten Wirtschaftsaktivit?t ausmacht, und man kann wahrscheinlich sagen, dass weitere 60 % der weltweiten Wirtschaftsaktivit?t direkt von der Branche abh?ngen.
Diese schiere Gr??e macht sie resistent gegen Ver?nderungen, da die kurzfristigen Auswirkungen einer schlecht umgesetzten Ver?nderung weit ?ber die Branche selbst hinausgehen w?rden.
Zu komplex
Die Gr??e der ?lindustrie stellt auch eine Herausforderung in Bezug auf ihre Komplexit?t dar. Es gibt Hunderte von Organisationen, die an der Gewinnung nat?rlicher Ressourcen aus dem Boden, der Bef?rderung des Rohprodukts durch die Transport- und Raffinierungsprozesse und schlie?lich an der Auslieferung an die Verbraucher beteiligt sind.
Jeder Teil des Prozesses spielt eine wichtige Rolle, um sicherzustellen, dass die Branche und die von ihr abh?ngigen Industrien funktionieren. Aber der Grad der Komplexit?t macht es sehr schwierig, Ver?nderungen umzusetzen. Die meisten Organisationen im ?l- und Gassektor k?nnen ihre direkten Kunden und Lieferanten und m?glicherweise die Kunden ihrer Kunden und die Lieferanten ihrer Lieferanten beeinflussen, aber in Wirklichkeit sind das nur zwei oder drei Glieder in einer Kette, die sich ?ber die ganze Welt erstreckt.
Es gibt eine kleine Handvoll globaler Organisationen, die sich ?ber das gesamte Spektrum der Aktivit?ten hinweg engagieren, aber selbst ihr Erfolg bei der Umsetzung eines branchenweiten Wandels ist begrenzt.
Zu reaktiv
Wie die meisten von uns hat sich auch die ?lindustrie darauf verlassen, in guten Zeiten Geld zu verdienen und in schlechten Zeiten die Bilanz zu verwalten. Die Boom-and-Bust-Natur der Branche spiegelt die Art und Weise wider, wie sie funktioniert: Ein Vorkommen wird gefunden und nat?rliche Ressourcen werden abgebaut, bis zu dem Punkt, an dem das Vorhaben nicht mehr wirtschaftlich ist. Unternehmen machen entweder das Beste aus der Gelegenheit und ziehen dann weiter zur n?chsten Lagerst?tte, oder sie werden aufgegeben und die beteiligten Personen ziehen weiter zur n?chsten Gelegenheit und schlie?en sich einem anderen Unternehmen an und hoffen auf mehr langfristigen Erfolg.
W?hrend dies in gewisser Weise die Natur der Branche und die Ressourcen, um die herum sie sich entwickelt hat, widerspiegelt, deutet es doch darauf hin, dass es vielleicht an einer langfristigen Strategie mangelt. In der Vergangenheit war dies kein Problem, ?l war die prim?re Energiequelle f?r eine globale Wirtschaft, in der die Nachfrage nach Energie jeden Tag steigt.
Die Herausforderung besteht nun darin, dass die zentrale Stellung des ?ls durch alternative Energiequellen in Frage gestellt wird. Es besteht das Risiko, dass sich die Investoren abwenden, wenn der Sektor nicht besser in der Lage ist, den Wandel zu antizipieren, und der Druck durch die alternative Herausforderung schneller und st?rker wird.
Zu erfolgreich
Schlie?lich war die Branche in den letzten f?nfzig Jahren insgesamt zu erfolgreich, als dass sie sich wesentlich ver?ndern m?sste. Wenn sie weiterhin das tut, was sie bereits getan hat, dann wird es der Mehrheit der Unternehmen und den meisten ihrer Mitarbeiter weiterhin gut gehen.
Es gab Aktualisierungen, Verbesserungen und Erweiterungen (alle Telexger?te und die meisten Faxger?te wurden abgeschafft), gute und schlechte Zeiten, aber insgesamt hat der langfristige Erfolg der Branche dazu gef?hrt, dass der tats?chliche Bedarf an Ver?nderungen begrenzt war so Kay Rieck.
Trotzdem stehen der ?lindustrie Ver?nderungen bevor, und es werden die reaktionsf?higen Unternehmen sein, die am besten in der Lage sind, die Chancen zu nutzen, die sich in den n?chsten Jahren bieten.
Die letzten 18 Monate waren ein beispielloser Sturm f?r die ?lbranche so Kay Rieck. Der ?lsektor hat diesen Sturm ?berstanden und befindet sich nun in einer zunehmend ?berf?llten Schifffahrtsstra?e und kann nicht mehr erwarten, dass sich alles andere um ihn herum bewegt. Der ?ltanker genie?t nicht mehr die freie Fahrt auf den offenen Meeren.
?ber den Autor
Kay Rieck ist seit mehr als zwei Jahrzehnten als Investor im US ?l- und Gassektor t?tig. Er war ?ber viele Jahre als Finanzberater und B?rsenmakler an der New Yorker B?rse (NYSE) t?tig. Sein Interesse an der ?l- und Gasbranche und den damit verbundenen Assets entwickelte er schnell und baute seine Expertise im Investmentbanking und der Verm?gensverwaltung beim New York Board of Trade und dem Chicago Board of Trade aus. Unter Nutzung seines au?ergew?hnlichen Netzwerks an globalen Kontakten gr?ndete er 2008 sein erstes ?l- und Gasf?rderunternehmen in den USA und w?hlte Investitionen unter anderem im Haynesville Shale, Permian-Becken, Eagle Ford Shale, Dimmit County und ?berall dort aus, wo sich au?ergew?hnliche Renditeaussichten boten und bieten.
Keywords:Kay Rieck, ?lindustrie, ?l- und Gasindustrie,

Comments
Kommentare sind für diesen Beitrag deaktiviert.